18. März 2025

Karriere nach dem Steuerberaterexamen: Wege zur eigenen Kanzlei

Nach dem erfolgreich bestandenen Steuerberaterexamen stehen viele Türen offen. Doch die Vielfalt der Möglichkeiten kann auch herausfordernd sein. Ob als angestellter Steuerberater in einer Kanzlei, bei den großen Wirtschaftsprüfungs­gesellschaften oder als Syndikus-Berater – jeder Karriereweg bietet einzigartige Chancen und bringt eigene Herausforderungen mit sich. In diesem Artikel stellen wir die wesentlichen Karrierepfade vor, damit Sie eine informierte Entscheidung für Ihren persönlichen Erfolgsweg treffen können.

Angestellt als Steuerberater – der sichere Einstieg

Eines vorweg: Nach wie vor sind die meisten Steuerberater selbstständig. Rund 66 Prozent aller Berufsangehörigen haben eine eigene Kanzlei. Vor dem großen Schritt in die berufliche Unabhängigkeit entscheiden sich aber viele Steuerberater erst einmal für eine Tätigkeit als Angestellter.

Nur wenige Absolventen gründen direkt nach bestandener Steuerberaterprüfung ihre eigene Kanzlei. Stattdessen können Steuerberater beim Start in die Selbstständigkeit meist auf 5 bis 10 Jahre im Beruf zurückblicken.

Einer der wichtigsten Gründe dafür: Junge Steuerberater wollen zunächst ausreichend Praxiserfahrung sammeln, um für ihren anspruchsvollen Alltag als Kanzleiinhaber besser gerüstet zu sein. Wie wird das Controlling durchgeführt? Wie sieht die Honorargestaltung aus? Antworten auf diese und weitere wichtige Fragen können Angestellte von ihrem Arbeitgeber erfahren. Daraus lassen sich Schlüsse für die eigene Kanzlei ziehen. Und der Erfahrungsschatz, der sich daraus ergibt, wiegt das zunächst geringere Gehalt als angestellter Steuerberater meist wieder auf.

Berufseinstieg bei den „Big Four“

In der Praxis entscheidet sich eine große Anzahl von jungen Steuerberatern nach der Steuerberaterprüfung für einen Berufseinstieg bei den „Big Four“. Laut deren Geschäftszahlen beschäftigten diese im Geschäftsjahr 2024 weltweit stolze 1,5 Millionen Angestellte und erzielten einen Umsatz von rund 212 Milliarden Euro.
Die vier umsatzstärksten Wirtschaftsprüfungs­gesellschaften sind:

  • Deloitte
  • EY (Ernst & Young)
  • KPMG
  • PwC (PricewaterhouseCoopers)

Von einem Start bei diesen vier Gesellschaften versprechen sich junge Steuerberater mehrere Vorteile: Sie erhalten dort einen breiten Überblick über verschiedenste Tätigkeiten und Branchen und können sich mit komplexen Mandanten vertraut machen. Damit schaffen sie eine gute Grundlage für eine spätere Spezialisierung in einer eigenen Kanzlei. 

Zudem haben sie die Chance, aussichtsreiche Kontakte zu knüpfen – sogar über Branchengrenzen hinweg. Schließlich arbeiten die großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften mit interdisziplinären Teams aus Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern, Unternehmensberatern und Rechtsanwälten. Angesichts dieser Konstellation ist es gut möglich, dass sich der zukünftige Sozius im Kollegenkreis findet.

Es gibt aber auch negative Aspekte. Die Fluktuationsrate der Mitarbeiter in den großen Gesellschaften liegt bei schätzungsweise 10 bis 20 Prozent. Mögliche Gründe dafür: die überdurchschnittlich hohe Arbeitsbelastung und der enorme Leistungsdruck.

Angestellt und nebenberuflich selbstständig – die Vor- und Nachteile für Steuerberater

Doppelt hält besser: So lautet vermutlich das Motto vieler Steuerberater, die nach erfolgreicher Steuerberater­prüfung hauptberuflich Angestellte und nebenberuflich Selbstständige sind. Für solch eine Konstellation spricht, dass die jungen Berater erst einmal Mandanten gewinnen können, ohne ausschließlich auf den Ertrag ihrer eigenen Kanzlei angewiesen zu sein. Darüber hinaus können sie so das wirtschaftliche Potenzial ihrer Kanzlei testen. Besteht zum Beispiel genügend Bedarf an den angebotenen Leistungen?

Die Kehrseite der Medaille: Die Kombination aus hauptberuflicher Tätigkeit als Angestellter und nebenberuflicher Selbstständigkeit stellen eine Doppelbelastung dar. Gerade Menschen, die großen Wert auf ausreichend Freizeit legen, stoßen an ihre Grenzen. Ein weiterer Minuspunkt: Gleichzeitig angestellte und selbstständige Berater sind zeitlich weniger flexibel, wenn es etwa darum geht, Mandanten vor Ort zu besuchen.

Aber wann ist eine Selbstständigkeit nebenberuflich? Nur, wenn die eigene Kanzlei nicht den Arbeitsmittelpunkt bildet. Dabei dient ein Wert von weniger als 18 bis 20 Arbeitsstunden pro Woche als Orientierungshilfe. Außerdem sollte das Gehalt von nebenberuflich selbstständigen Steuerberatern das Arbeitseinkommen nicht übersteigen. Wenn der Kanzleiinhaber einen Mitarbeiter beschäftigt, wird eine hauptberufliche Selbstständigkeit angenommen.

Immer weiter im Kommen: Syndikus-Steuerberater

Der sogenannte Syndikus-Steuerberater ist ein Berater, der bei einem nicht berufsständischen Arbeitgeber (beispielsweise in der Steuerabteilung eines Unternehmens oder Verbands) angestellt und gleichzeitig als Selbstständiger tätig ist. Dieses Modell verfolgen inzwischen rund 8 Prozent aller Berufsträger.

Im Rahmen der Angestelltentätigkeit dürfen diese Steuerberater aber nur Vorbehaltsaufgaben im Sinne des § 33 StBerG erfüllen, zum Beispiel die Erstellung der Lohn- und Finanzbuchhaltung. Zusätzlich muss der Arbeitgeber eine Bescheinigung ausstellen, dass er mit der parallelen Selbstständigkeit seines Angestellten einverstanden ist. Das Muster eines solchen Dokuments kann bei der zuständigen Steuerberaterkammer angefordert werden. Weitere Voraussetzung: Der Syndikus-Steuerberater muss eine eigene Berufshaftpflichtversicherung abschließen – wie alle anderen Steuerberater.

Sind diese Bedingungen erfüllt, kann der Steuerberater von der Kammer zum Syndikus bestellt werden. Ab diesem Zeitpunkt profitiert er von den Leistungen des Steuerberater-Versorgungswerks (beispielsweise Altersruhegeld, Ruhegeld bei Berufsunfähigkeit) und ist von der gesetzlichen Rentenversicherung befreit.

Fazit

Nach dem erfolgreichen Steuerberaterexamen eröffnen sich Ihnen mehrere gleichwertige Karrierewege. Jeder dieser Schritte bietet wertvolle Praxiserfahrung, ein wachsendes Netzwerk und fachliche Routine – alles Voraussetzungen, um später erfolgreich eine eigene Kanzlei zu gründen. Entscheidend ist, dass Sie den Weg wählen, der zu Ihrer persönlichen Risikobereitschaft, Ihren Lebensumständen und Ihren langfristigen Zielen passt.

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